Die Kunstgalerie Affenfaust auf St. Pauli ist eine junge Galerie. Junge Galeristen vertreten, verkaufen und stellen junge Künstler aus. Und die 3d mittendrin. Der Galerist Robert Neuendorf hatte sich einen Vormittag Zeit genommen, um uns durch seine Galerie in dem alten Supermarkt zu führen, von sich und seiner Arbeit im Kunstmarkt zu erzählen, uns seine Lieblingswerke der derzeitigen Ausstellung „False Flag City“ zu zeigen und von den beiden ausstellenden Künstlern 1010 und Julian Gorten, die er gut kennt, zu erzählen. Er erzählte uns, wie 1010 erst Kunst in den Straßen und nun für die Galerien macht („Aber der darf doch nicht einfach auf fremde Wände malen ohne zu fragen!“ Zitat Sofia) und dass Julian Gorten mit der Motorsäge und dem Flammenwerfer an seinen Werken arbeitet – die Kinder waren tief beeindruckt. Es ging aber auch um die Welt des Kunstmarktes. Wovon leben Künstler? Was kostet so ein Bild? Wie teilt ihr das Geld auf? Wie wird Kunst verkauft und „Wer kauft diesen Kram?“ (Zitat Ingky) Warum heißt der Künstler 1010? „Wer hat denn bitte so ein großes Wohnzimmer? (Zitat Henri), sich die teilweise metergroßen Werke aufzuhängen? Und warum kaufen die Menschen Kunst, um die dann in einem Lager einzulagern, wo keiner sie sieht? Die 3d war mit vielen Fragen angerückt, Fragen zu den Künstlern, der Galerie, dem Kunstmarkt und alle wollten gleichzeitig ihre Fragen loswerden. Der Galeristen nahm sich ruhig Zeit, die Neugierde der 3d zu stillen und vor den Werken der Künstler 1010 und Julian Gorten entspannen sich Gespräche über das, was die Kinder sahen und welche Bedeutung sie in den Werken zu sehen glaubten.
Vor dem riesigen Gemeinschaftswerk von 1010 und Julia Gorten: „Das ist ein Wal.“ „Das ist eine Raupe, die will mich verschlucken.“ „Ich glaube das ist ein schwarzes Loch. Man sieht das Ende ja kaum.“
Und vor dem sehr dunklen Werk Julian Gortens, in dem verkohlte Holzköpfe zwischen schwarzen Stäben zu sehen sind: „Da geht es um den Krieg. Um die Menschen, die da sterben.“ „Das ist ein Zaun. Und die Menschen, die nicht drüber können.“ „Das ist bei den Indianern.“ „Das ist im Mittelalter bei den Rittern. Die hatten so Schwerter.“ „Das ist eindeutig von Julian Gorten. Das erkenne ich daran, dass das alles so schwarz ist und verkohlt. Das macht der gerne.“ …
Hätte man die Augen zugemacht, hätte man an der Qualität des Gesprächs oft nicht feststellen können, ob dort Erwachsene oder Kinder über Kunst sprachen. Ein ernstes Gespräch, dass sich zwischen der Sinnsuche und dem Akzeptieren, dass eine solche Sinnsuche nicht abgeschlossen werden kann, bewegte – es sei denn, Robert Neuendorf hatte Insider-Infos dazu, was der Künstler mit seinem Werk ausdrücken wollte. Die Kinder machten aber auch die Erfahrung, dass der Künstler „nichts bestimmtes“ mit seinem Werk sagen, sondern die Betrachter zum selbst schauen, selbst denken, überlegen anregen wollte.
Ein spannender, trubeliger Ausflug in die Kunstwelt. Wir kommen gerne wieder in die Affenfaust Galerie. Danke an Robert Neuendorf, dass er sich für die wilden Bande Zeit genommen hat.